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Beteiligung des Instituts für Ethnologie am Mentor:in-Migration-Projekt der Stadt Freiburg (SALAM) (seit 2012)

Im Wintersemester 2012/2013 hat die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erstmals am Mentor:in-Migration-Projekt der Stadt Freiburg teilgenommen, das seit 2007 durchgeführt wird und seit 2009 auch unter dem Namen S-A-L-A-M (Spielen – Austauschen – Lernen – Achtsam – Miteinander) bekannt ist. Nach den vielen positiven Erfahrungen für alle Beteiligten im ersten Jahr wird das Programm seit dem WS 2014/2015 regelmäßig durchgeführt. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist es ein besonderes Anliegen aller Beteiligten, dieses Praxisprojekt fortzusetzen.

Dieses Jahr (2021-2022) haben fünf Studierende über einen Zeitraum von acht Monaten (November bis Juni) ein Tandem mit einem Grundschulkind aus der Pestalozzi-Grundschule in Freiburg-Haslach gebildet. Die Studierenden agieren hierbei im Rahmen des Tandems als Mentor*innen. Das Kennenlernen erfolgte bei einem gemeinsamen Startfest, bei welchem sich die Studierenden, Kinder und die Familien im Beisein des Sozialarbeiters der Pestalozzi-Grundschule sowie der Leitung des SALAM-Seminars begegnen können.

Die Studierenden und Schüler*innen gestalten danach im Zeitraum des SALAM-Projektes in Absprache in der Regel einmal wöchentlich gemeinsam nachmittags ihre Freizeit. Die genauen Aktivitäten variierten hierbei sehr je nach den Interessen der Schüler*innen und der Studierenden – von gemeinsamen Schwimmbadbesuchen, dem Bemalen von Tassen, Kinobesuchen, Ausflügen nach St. Peter zum Reiten, Schlittenfahren, Wandern auf den Schlossberg, gemeinsamem Basteln bei der Familie, das Kennenlernen der WG der Studierenden oder Besuchen der Kindergalaxie oder der Universitätsbibliothek in Freiburg – alles war dabei.
Im Rahmen des gemeinsamen Abschlussfests, bei dem auch die Familien eingeladen waren, berichteten die Tandems dann am Ende der Projektlaufzeit von ihrer gemeinsamen Zeit und ihren Erfahrungen. Die Studierenden und Schüler*innen haben dann noch pro Tandem ein Schiffchen, an welches Zettel mit Wünschen für die Zukunft gebunden wurden, in einen Bach gelassen und symbolisch gemeinsam losgeschickt.

Die Studierenden konnten sich im Rahmen des SALAM-Seminars am Institut für Ethnologie, für welches 6 ECTS-Punkte vergeben werden, wöchentlich über Ihre Erfahrungen im Tandem sowie spezifisch über ihre Interaktionen mit den Schüler*innen, den Familien und der Grundschule austauschen und in der Gruppe darüber reflektieren. Die Lehrveranstaltung im Wintersemester soll die Studierenden hierbei zudem inhaltlich in der Betreuung des Grundschulkindes aus ihrem Tandem unterstützen. So werden die Teilnehmer*innen u. A. in relevante Teilaspekte der interkulturellen Ethnologie, der interkulturellen Pädagogik sowie der Migrationsarbeit eingeführt. Zudem haben Vertreter*innen des Migrant_innenbeirats und der Stadtpiraten Freiburg e.V. in jeweils einer Sitzung das Seminar besucht und den Studierenden wertvolle Einblicke in ihre Arbeit gegeben.

Zitate aus den Projektberichten der teilnehmenden Studierenden:

"Von Treffen zu Treffen wurde T immer offener mir gegenüber. Diese Art von Offenheit ist für mich nicht selbstverständlich und ich sehe das als großes Geschenk einer zwischenmenschlichen Beziehung. Auch wenn er nie extrovertiert Zuneigung zeigt, fällt es mir in Kleinigkeiten und Anmerkungen auf. Ein besonderer Moment für mich war, als wir uns nach Weihnachten fast vier Wochen nicht gesehen hatten und ich mit einem „Hallo, wieso warst du so lange nicht mehr da?“ begrüßt wurde. Für mich persönlich war das ein besonderer Moment unseres Tandems, weil ich erstmals mitbekam, dass er unsere gemeinsame Zeit wohl genauso wertschätzte wie ich."

"Man sagt doch immer, Kinder würden einen jung halten. Ich dachte immer, damit sei gemeint, dass Kinder einen auf Trab halten. Aber jetzt glaube ich verstanden zu haben, worum es dabei wirklich geht. Kinder bringen einen dazu, Neues auszuprobieren, nicht beim Alten zu verharren."

"Bei unserem 3. Treffen sind wir in die Stadt gefahren. Dort habe ich ihm die Universitätsbibliothek gezeigt, von deren Größe er überwältigt war. Unten im Libresso Cafe schaute er mit großen Aufgaben auf die vielen Computer, die dort rumstehen. Bevor wir hoch zum Lesesaal gingen, sagte ich ihm, dass man oben mucksmäuschenstill sein müsse. Darauf entgegnete er: „Jaja muss man mucksmäuschenstill sein, aber dann Taktaktaktak“. Er meinte damit das Hämmern der Computertastatur. Kinder können manchmal so genial und lustig sein!“

Leitende Dozentinnen:

  • Anna Meiser (2012-2015, 2016-2018, 2020-2021)
  • Carmen Scheuerle-de Brito (2021-2022)
  • Saskia Walther (2018-2020)
  • Hildegard Meyer (2015-2016)

 

Gäste im WiSe 2021/22:

Aus dem Migrant_innenbeirat: Thelma Basil und Nikoleta Wittmer

Von den Stadtpiraten e.V: Theresa Kappus und Clara Allweier

                                   

Ein Teil der Tandems mit Sozialarbeiter Herr Weber       Ein Tandem lässt ein Boot fahren beim Abschlussfest

Poster zu einem der Tandems

 

 


Weitere Informationen zum MentorMigration-Projekt SALAM erhalten Sie über die Homepage der Pädagogischen Hochschule Freiburg: https://www.ph-freiburg.de/psychologie/salam.html

  

In der INZeitung 21 (Frühling 2017) ist folgender Beitrag zum SALAM-Projekt erschienen, der von der Ethnologie-Studentin Maria Scheller verfasst wurde (vgl. S. 11): inzeitung.de/archiv/inzeitung21.php