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Thomas Hüsken zu Interkulturellen Trainings

Am 04. Dezember 2019 war PD Thomas Hüsken zu Gast, der Workshops zu interkultureller Kommunikation anbietet.

Erzählcafé mit PD Thomas Hüsken zu interkultureller Kommunikation:  (Interkulturelle) Trainings „beyond culture“ denken

Ungefähr 30 Studierende kamen am Mittwoch, den 04. Dezember im gemütlichen Wohnzimmer des Fluxus zusammen, um zu hören, was PD Thomas Hüsken zu interkultureller Kommunikation und interkulturellen Trainings zu sagen hatte. Herr Hüsken vertritt für zwei Semester, Sommersemester 2019 und Wintersemester 2019/20, Herrn Prof. Dobler an unserem Institut. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in Libyen, Ägypten und Nordwestafrika, thematisch insbesondere in der Politik- und Wirtschaftsethnologie. Neben seiner Arbeit an verschiedenen Universitäten hat er dabei auch schon viel Erfahrung in der praktischen Anwendung der Ethnologie gesammelt, insbesondere bei verschiedenen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, Trainings und Beratungstätigkeiten.
Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung begann Thomas Hüsken damit, seinen Werdegang und seine Erfahrungen mit Entwicklungszusammenarbeit und interkultureller Kommunikation zu umreißen. Seine Erzählungen begannen bei seinen Forschungen und Erkenntnissen der späten 90er Jahre mit Beduinen und sogenannten „Entwicklungsexpert*innen“ und führten bis hin zu aktuellen Aushandlungen von Rollen und Konzepten von Diversity Manager*innen an Kulturbetrieben, an denen er beratend teilnahm. Sein Plädoyer dabei: In unserem Kontext müssen wir uns davon lösen, Herkunft und Identität von Personen in den Mittelpunkt zu stellen. Niemand sollte sich verorten müssen, ohne dass er*sie dies explizit möchte. Insbesondere sogenannte „interkulturelle Trainings“ (über deren Namen sich auch diskutieren lässt), sollten „beyond culture“ denken.


Auf konkrete Nachfragen, wie dies denn verwirklicht werden könne, antwortete Hüsken, Kultur dürfe als Kategorie erst einmal gar nicht aufgemacht werden, der Fokus sollte, je nach Kontext, auf schon gemachten Erfahrungen sowie gemeinsamen Bedürfnissen und Vorstellungen über (Arbeits-) Prozesse liegen, die dann gemeinsam ausgehandelt werden. Besonders müssten Teilnehmende aber dafür sensibilisiert werden, dass in Trainings keine „Bausteine“ geliefert werden können, mit denen „Kultur häppchenweise verstanden werden kann“, sondern ein (Selbst-)Lernprozess angestoßen wird, der nur durch das Einlassen auf Erfahrungen vorangebracht werden kann. Wichtig für den Umgang miteinander seien- in jeglichem Kontext – unter anderem Empathie, Toleranz, Offenheit, das Fragen stellen bei Unklarheiten und Fairness. Auch wenn die Aussicht auf einen Lernprozess und keine klaren „Bausteine“ von Teilnehmenden nicht immer sofort positiv angenommen werde, hat Hüsken den Eindruck, dass die Teilnehmenden die Notwendigkeit dafür nach einer Weile verstehen und sie bei guten Workshops von starren Mustern befreit werden, was eine respektvolle und zufriedenstellende Zusammenarbeit ermöglicht.


Thomas Hüsken nahm sich viel Zeit, auf alle Fragen ausführlich zu antworten, gab Tipps zum Umgang mit kulturalistischen Essentialisierungen, Gewissenskonflikten zwischen Moral und Geld und betonte, dass eine kontroverse Auseinandersetzung möglich sein muss. Wichtig sei dabei, und das sei gerade auch eine Stärke der Ethnologie, verstehen zu wollen und aufeinander einzugehen. Die Souveränität darüber, wann die Identität, Herkunft und Kultur des Gegenübers im Gespräch eine Rolle spielt, sollte aber immer bei der*dem Erzählenden bleiben und eine Verortung nicht erzwungen werden. Am Schluss betonte er, um uns Studierende zu ermutigen: „Es ist keine Schwäche Fragen zu stellen und keine Stärke schnelle Antworten zu haben“.


An dieser Stelle möchten wir uns bei Ihnen, Herr Hüsken, noch einmal herzlich für Ihre Zeit, Ihre spannenden Erzählungen und Ihre Tipps bedanken. Es war ein sehr informativer und gemütlicher Abend. Außerdem auch ein herzliches Dankeschön an das Fluxus, das den Rahmen des Erzählcafés im „Wohnzimmer“ möglich gemacht hat.

 

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