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Seminar

"Fiktive" Verwandtschaft

DozentIn Alvarado Leyton, Christian
Termin(e)Fr. 23.10 (9.30-12.00 s.t.),
Fr. 20.11 (10.00 s.t.-18.00 s.t.; deadline Essay/Thesenpapier: Di 17.11),
Fr. 11.12 (10.00 s.t.-18.00 s.t.; deadline Essay/Thesenpapier: Di 8.12),
Fr. 15.1 (10.00 s.t.-18.00 s.t.; deadline Essay/Thesenpapier: Di 12.1).
Kommentar Verwandtschaftsformen jenseits der konsanguinalen und affinalen Verwandtschaft haben für die Ethnologie eine wichtige Bedeutung, zeigen sie doch den offensichtlichen Machtcharakter einer scheinbar „natürlichen“ Institution. Trotz (oder wegen?) dieser Bedeutung hat sich das Fach mit solchen rituellen und mimetischen Verwandtschaftsbeziehungen lange Zeit schwer getan. Ihre Fachbezeichnung „fiktiv“, „Pseudo-Verwandtschaft“ oder „artifizielle“ Verwandtschaft zeugt von einer analytischen Abwertung, die die soziale Bedeutung ritueller und mimetischer Verwandtschaftsbeziehungen ausblendet.
In diesem Werkstattseminar steht das ethnologische Verständnis „fiktiver“ Verwandtschaft sowie die Ethnographie ihrer Praxis mit Schwerpunkt auf Patenschaft und Adoption im Vordergrund.
Literatur Alvarado Leyton, Cristian (2007): Intendierte Machtallianzen. Lévi-Strauss’ Allianzbegriff und die Kritik „künstlicher“ Verwandtschaft. In: Anthropos 102: 169-185
Bourdieu, Pierre (1998): Anhang: Familiensinn. In: ders.: Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. Frankfurt a. M.: 126-136
Carsten, Janet (2004): Introduction: After kinship? In: dies.: After kinship. Cambridge: 1-30
Pitt-Rivers, Julian (1968): Pseudo-kinship. In: Sills, David L. (Hg.): International encyclopedia of the social sciences. New York: Bd. 8, 408-413
Bemerkung 
Leistungsnachweis - Regelmäßige, vorbereitete Teilnahme an den vier Seminarsitzungen (Teilnahmepflicht)
- 2 Essays zu der Seminarliteratur für zwei der drei Blocksitzungen (jew. 2000 Wörter, Abgabe vor der jew. Sitzung)
- 1 Thesenpapier und Kurzreferat zu einer dritten Blocksitzung

 

Religion und Umwelt

DozentInHofmann, Rebecca
Termin(e)Mo 16-18 Uhr
HS 01 024a     Werthmannstraße 4
Kommentar 
Literatur 
Bemerkung 
Leistungsnachweis 

 

Sambischer Copperbelt

DozentIn Dobler, Gregor
Termin(e)Donnerstag 14-16 Uhr
 HS 01 024a     Werthmannstraße 4
Kommentar Der Copperbelt, eine Bergbauregion an der Grenze zwischen Sambia und dem Kongo, ist seit den 1930er Jahren eines der wichtigsten Kupferabbaugebiet der Welt. Die Industrialisierung führte zur Zuwanderung zahlreicher Minenarbeiter, zu schneller Urbanisierung und zu raschem gesellschaftlichen Wandel. Das konfrontierte auch die Ethnologie mit neuen Themen. In diesem Brennpunkt afrikanischer Industrialisierung entstanden einige der wichtigsten Ethnographien zeitgenössischen afrikanischen Lebens. In den 1930er bis 1960er Jahren konzentrierten die ‚Manchester School‘ der Ethnologie auf den Copperbelt und entwickelte dort ihre Theorien zu sozialem Wandel, Ethnizität und Urbanisierung.
Zwischen 1980 und 2000 führten fallende Kupferpreise und durch Strukturanpassungsprogramme der Weltbank erzwungene Liberalisierung dann zu einer Deindustrialisierung der Region, zu zunehmender Verarmung und zu einem Rückzug auf das Land. Seit Mitte der 2000er Jahre hat der mit dem erneuten Eintritt Chinas in den Weltmarkt verbundene Rohstoffboom den Bergbau wieder lukrativer gemacht, und neue Minenöffnungen führen zu einem neuen wirtschaftlichen Boom, der aber aufgrund der Mechanisierung sehr viel weniger Menschen Arbeit bietet.
Wir werden anhand von Ethnographien aus den letzten 70 Jahren die Entwicklung des Copperbelt und die Konsequenzen von Industrialisierung, Deindustrialisierung und heutiger Rohstofförderung auf eine afrikanische Region und ihre Menschen nachzeichnen. Gleichzeitig werden in diesen Ethnographien auch wichtige theoretische Themen der Ethnologie dieser Zeit greifbar – von Urbanisierung und ‚Detribalisierung’ über Migration bis zu Neoexktraktivismus.
Literatur Zur ersten Orientierung:
Kesselring, Rita: Augenschein im alten und neuen Copperbelt Zambias. Auswirkungen des globalen Rohstoffbooms auf Alltag und Umwelt. Afrika-Bulletin 155, 2014, 4-5 (http://www.afrikakomitee.ch/Bulletin/AfrikaBulletin155_2014.pdf)
Mususa, Patience: Mining, welfare and urbanisation: the wavering urban character of Zambia's Copperbelt. Journal of Contemporary African Studies 30(2012): 571-587.
Bemerkung 
Leistungsnachweis Regelmäßige aktive Teilnahme, Referat und Hausarbeit.

 

"Exotische Welten" - Die Europäische Kunst, Literatur, Musik und die außereuropäische Welt vom 15. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts

DozentIn Volz, Andreas
Termin(e)Mi 16-18 Uhr
HS 01 024a     Werthmannstraße 4
Kommentar „Auch Hab ich gesehen die Ding, die man dem König aus dem neuen gulden Land hat gebracht, ein ganz guldene Sonnen, einer ganzen Klafter breit, desgleichen ein ganz silbern Mond […] und allerlei wunderbarlicher Ding zu manniglichem Brauch, das so viel schöner anzusehen ist dann Wunderding. Diese Ding sind alle köstlich gewesen, daß man sie beschätzt um hunderttausend Gulden wert. Und ich Hab aber all mein Lebtag nichts gesehen, das mein Herz also erfreuet hat als diese Ding. Dann ich Hab darin gesehen wunderliche, künstliche Ding und Hab mich verwundert der subtilen Ingenia der Menschen in fremden Landen.“. Damit drückte Albrecht Dürer seine Wertschätzung der Goldarbeiten Mexikos in einem Brief an Kaiser Karl V. aus, die er 1520 in Brüssel sah. Thema des Seminars ist eine kulturhistorische Betrachtung dieser Begegnungen, die Darlegung der Rezeptionsgeschichte und multiplen Rezeptionsebenen sowie die sich daraus konstruierten Bilder der vermeintlich „Exotischen Welten“.
Mittels der bildende Kunst, der Musik und Literatur vom 15. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts konstruierte Europa Imaginationen und Bilder vom Zusammentreffen mit  dem ihnen „Fremden“, dem „Exotischen“. Hildegard Frübis (1995) nennt dies in Bezug auf die Amerikas zu Recht einen „… Einritt der Neunen Welt in den Erfahrungsraum Europas …“, eine Verortung, die den zeitlichen, geographischen und  kulturellen Erkenntnisraum erweiterte. Diese Produktion und Rezeption von Wissen – Bildern – wird am Beispiel der europäischen Kunst, Literatur und Musik thematisiert. Strukturiert wird das Seminar in Themenblöcken, die sich analog geographischer Räume orientieren: Die Begegnung mit Amerika (u.a. Th. de Bry, A.v. Humboldt, A. Warburg oder den Komponisten Jean Philipe Rameau, Edward MacDowell); mit dem Orient (u.a. Orientalismus in der Architektur, G. Verdis Aida, J.D. Ingres Haremsdarstellungen); mit Afrika (u.a. Karl Einstein zur afrikanischen Kunst); mit Asien (u.a. Japonismus; G. Puccinis Madame Butterfly), mit Ozeanien (u.a. Bougainville, Georg Forster, Paul Gauguin oder G. Lindauer) und mit der Welt (u.a. Allegorien der Erdteile, deut. Expressionismus).
Literatur Literatur/Musik zur Einführung:
Dehdar, Gity (2010) Der Orient in der deutschen Literatur, in Theater und Oper. Diplomarbeit, Universität Wien.
Gauguin , Paul, 1993: NoaNoa. München: Piper.
Frübis, Hildegard 1995: Die Wirklichkeit des Fremden : die Darstellung der Neuen Welt im 16. Jahrhundert. Berlin: Reimer.
http://concert.arte.tv/de/les-indes-galantes-von-rameau-einer-inszenierung-von-andrei-serban
Bemerkung 
LeistungsnachweisZu erbringende Prüfungsleistung
- Schriftliche und mündliche Modulteilprüfung (es erfolgt eine Benotung der Präsentation und der schriftlichen Ausarbeitung des Referats (mit Abgabetermin).
 
Zu erbringende Studienleistung
Studienleistung:
- Regelmäßige Teilnahme
- Pflichtlektüre/-musik
- Präsentation und schriftliche Arbeit

 

Erythroxylum Coca. Ethnobotanik, Kultur und Geschichte der Hoja Milenaria (-)

DozentInHeck, Moritz
Termin(e)Freitag 10-12 Uhr
R 4, Peterhof
Kommentar 
Literatur 
Bemerkung 
Leistungsnachweis 

 

 International Migration, Worldview and Identities in Indonesia

DozentInLücking, Mirjam; Rüland, Jürgen
Termin(e)Dienstag 12-14 Uhr
R 2, Peterhof
Kommentar Migration, both historically and contemporarily, has a significant impact on culture, social and political structures in Indonesia. In the age of globalization, the global flows of people, commodities and ideas are increasingly significant (Appadurai 1990) and often related to practices of imagining a cultural “other” that serves as a reference point for self-identification. Here we find alignments and solidarity as well as imagined cultural boundaries (Gupta & Ferguson 1992). Especially since the end of the Suharto regime in 1998 and the following period of democratization, there have been new orientations towards global reference points in Indonesia. Research in political science, on the other hand, links migration to security issues, economic and political remittances of migrants to their home society and the emergence of transnational social and political spaces. By linking anthropological and political science theories about mobility, worldviews and identity constructions to case studies on labor migration, diaspora communities, tourism and international education we discuss how Indonesians view the world and position themselves in it.

The seminar is part of the preparation for the interdisciplinary student research project funded by the DAAD and jointly conducted by the Anthropology and International Relations Departments of the University of Freiburg, Gadjah Mada University, Yogyakarta, and Universitas Hassanuddin, Makassar. The field research exercise is scheduled for August and September 2016 in Makassar, Indonesia. All students interested in participating in the project must attend this preparatory seminar.
Literatur 
Badone, Ellen and Sharon R. Roseman 2004: Approaches to the Anthropology of Pilgrimage and Tourism, in: ibid. (eds.): Intersecting Journeys. The Anthropology of Pilgrimage and Tourism. University of Illinois Press: Urbana. pp.: 1-23.

Bauböck, Rainer (2003): Towards a Political Theory of Migrant Transnationalism, in: International Migration Review, Vol. 37, No. 3, 700-723.

Brettell, CB and Hollifield, JF (ed.) (2014): Migration Theory: Talking across Disciplines. London and New York: Routledge.

Faist, Thomas (2004): Towards a Political Sociology of Transnationalism. The State of the Art in Migration Research, in: European Journal of Sociology 45(3): 19-54.

Glick-Schiller, Nina; Basch, Linda G.; Szanton Blanc, Cristina (eds.) (1992): Towards a transnational perspective on migration. Race, class, ethnicity, and nationalism reconsidered. New York, N.Y: New York Academy of Sciences.

Greiner, Clemens; Sakdapolrak, Patrick (2013): Translocality: Concepts, Applications and Emerging Research Perspectives, in: Geography Compass 7 (5):373-384.

Gupta, Akhil and James Ferguson (1992): Beyond “Culture”: Space, Identity and the Politics of Difference, in: Cultural Anthropology 7(1): pp. 6-23.

Oishi, Nana (2005): Women in motion. Globalization, state policies, and labor migration in Asia. Stanford, Calif: Stanford University Press.

Ricklefs, M (2001): A History of Modern Indonesia since c. 1200. Stanford: Stanford University Press.
Bemerkung 
Leistungsnachweis 
Requirements for participation: Regular attendance and active participation, Reading of the course literature, session presentation, term paper (submission 15 March 2016)