Sie sind hier: Startseite Internationale … Der doppelte Blick Der Doppelte Blick

Der Doppelte Blick

Forschungsverlauf

Forschungsverlauf


Unsere Feldforschung begann Ende Juli 2004. Nachdem einige von uns noch einen 6-tägigen Indonesisch-Sprachkurs vor Ort absolviert hatten, trafen wir uns in Yogya mit unserer Dozentin zu einem letzten Vorbereitungsgespräch. Danach wurde es ernst. Mit einem gemischten Gefühl aus Neugier und Unsicherheit ob der unklaren Situation der kommenden Wochen, schauten wir dem Einführungsworkshop an der kulturwissenschaftlichen Fakultät der UGM entgegen. Die nächsten Wochen waren in eine kürzere und eine längere Forschungsphase eingeteilt, die von drei Workshops begleitet wurden.

forsch11. Erster Workshop (3 Tage): Die Tandempartner, die in der Folgezeit zusammenarbeiten sollten, lernten einander kennen, das Gesamtprojekt wurde erläutert, methodische und inhaltliche Vorgehensweisen wurden abgesprochen, und alle 16 Projekte wurden vor der gesamten Gruppe (bestehend aus 16 deutschen und 16 indonesischen StudentInnen sowie den Dozenten des ethnologischen Instituts der UGM und Prof. Schlehe) präsentiert.

 

2. Explorative Forschungsphase (10 Tage): Der erste Kontakt zum Feld wurde hergestellt, und die Tandempartner erprobten ihre Zusammenarbeit. Ist unser Projekt durchführbar? Wollen unsere Informanten überhaupt mit uns sprechen? Nachdem wir uns einen groben Überblick über die Situation vor Ort verschafft und die ersten Interviews durchgeführt hatten, konnten wir anfangen, mehr in die Tiefe zu gehen und mögliche Fragestellungen zu ergründen. Was wollen wir eigentlich von „denen“ wissen?

Zwischendurch fand ein Treffen mit dem Pusat Studi Jerman (German Studies Center) statt. Dieses neue, interdisziplinäre Zentrum, das sich v.a. aus 50 indonesischen Alumni deutscher Universitäten zusammen setzt, zeigte großes Interesse an unserem Projekt. Möglichkeiten künftiger Forschungszusammenarbeit wurden diskutiert. Anschließend gab es eine Kulturveranstaltung, bei der die deutschen Studierenden vor die ungewohnte Aufgabe gestellt wurden, deutsche Lieder zum Besten zu geben.

forsch2

auf dem Weg zum Interview

 

3. Zweiter Workshop (2 Tage): Die Erfahrungen der ersten Forschungsphase wurden präsentiert und diskutiert. Persönliche Erlebnisse und Befürchtungen der vergangenen Tage kamen ebenso zur Sprache wie die gesundheitlichen Probleme von einigen deutschen TeilnehmerInnen (Infektionen, Dengue-Fieber etc.). Die Herangehensweise ans Feld wurde erläutert, und die Fragestellungen wurden weiter konkretisiert oder verändert.

forsch3

gemeinsames Fest der TandempartnerInnen

4. Investigative Phase (3 Wochen): Nun galt es, sich auf ein Gebiet oder einen Teilaspekt zu konzentrieren. Die Interviews und Fragestellungen wurden fokussierter. So gut es ging, versuchten wir, in das Leben unserer Informanten einzutauchen, ihre Handlungsweisen zu verstehen und auch aktiv daran teilzuhaben. Unsere Ergebnisse basieren so nicht nur auf bloßen Gesprächen, sondern auch auf eigener Erfahrung und Beobachtung. Einige von uns nahmen dafür lange Reisen in Kauf (Bali, Jakarta, Solo). Während der gesamten Zeit bot Frau Schlehe regelmäßige Sprechstunden in der UGM an, und einmal pro Woche traf sich die deutsche Gruppe am Abend.

Begleitendes Kulturprogramm
Die Forschungsarbeiten wurden gelegentlich unterbrochen, etwa durch einen Besuch einer traditionellen javanischen Hochzeit oder einen Ausflug an einen Pilgerort an der Südküste, Mittelpunkt der Glaubensvorstellungen bzgl. der javanischen Geisterwelt. Die Gruppe besuchte dort diverse heilige Stätten (Meditationsplätze, Tempel, Höhlen, Heiligengräber) und führte unter Anleitung eines rituellen Spezialisten (juru kunci) eine nächtliche Opferzeremonie durch, um die lokale jenseitige Welt um gutes Gelingen für die Forschung zu bitten. Unter kulturellen Gesichtspunkten interessant war auch der Ratschlag des juru kunci an die Studierenden: Sie sollten, so meinte er, an erster Stelle den Dozenten folgen - und außerdem an sich selbst glauben! 

5. Abschlussworkshop (3 Tage): Unsere vorläufigen Ergebnisse wurden einzeln vorgestellt und die weitere Vorgehensweise für die Analyse und das Verfassen eines wissenschaftlichen Berichts diskutiert. Nach fast sechs Wochen ging unsere Forschung damit zu Ende – aber natürlich nicht, ohne den Abschied gemeinsam zu feiern: Unsere indonesischen Partner luden uns am letzten Abend in ein wunderbares Fischrestaurant ein.

 

forsch4

Ritual zum guten Gelingen der Forschung